3. ADVENT

Evangelium nach Matthäus (11,2-11).

 

„Man wird sehen, wie gut es Gott mit uns meint“, sagt der Prophet Jesaja in der ersten Lesung. Er verwendet überschwänglich poetische Bilder: Es ist dann wie, wenn die Steppe herrlich blühen wird wie eine Lilie. Mehr noch: Wenn Gott zu euch kommt, werden die Blinden wieder sehen können, die Tauben hören, die Lahmen gehen, die Stummen wieder sprechen. Neues Leben entsteht, wenn Gott kommt.

Gerade diese Gedanken des Propheten greift Jesus im Evangelium auf, um die Frage von Johannes dem Täufer zu beantworten: „Bist du wirklich der von Gott Gesandte?“ Johannes sitzt im Gefängnis, hat von Jesus gehört und kennt sich nicht mehr aus. Dieser Jesus erzählt anders von Gott als er, Johannes, der über den richtenden und den strafenden Gott redete. Jesus aber sagt: „Gott ist einer, der den Menschen bedingungslos Gutes wünscht.“ Das Gottesbild von Jesus ist anders, irgendwie neu und deswegen ist Johannes verwirrt. Vielleicht ist es auch deswegen, dass Jesus über Johannes sagt: „Er ist großartig, aber der Geringste, der zu Gottes neuer Welt gehört, ist größer als er.“ Der Gott, der in und durch Jesus in dieser Welt wirksam ist, ist ein Gott der jeden Menschen bedingungslos annimmt, bejaht, liebt. Das hat Jesus gezeigt, indem er Blinde wieder sehend machte, Tauben das Gehör wieder gab, Lahme gehen und Stumme wieder sprechen ließ. Durch viele Beispiele wird das in den Evangelien illustriert. Gott meint es, trotz allem, gut mit uns. Er will unser Wohl.

Wenn wir diese Botschaft von und über Gott wirklich verstehen, dann macht sie froh, ist befreiend, sie lässt Freude aufkommen. Vielleicht ist das unser Problem, dass wir uns nicht wirklich die Tragweite dieser Botschaft realisieren. Hier können uns folgende Gedanken vielleicht helfen.

In jedem von uns steckt das Grundbedürfnis voneinander angenommen und geschätzt zu werden. Ohne diese Anerkennung können wir eigentlich nicht richtig leben. Wenn wir nicht angenommen werden, kommen wir uns bedeutungslos, überflüssig, wertlos vor. Wir können kein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln, denn wir sind ein „Niemand“, finden sogar keine Selbstachtung. Wir können uns nur als Person entwickeln, wenn wir voneinander Anerkennung, Bestätigung erfahren.

Aber warum werden wir von einander anerkannt? Meistens ist das, weil wir bestimmte positive Eigenschaften haben, etwas können, bestimmte Leistungen bringen. Dann sind wir jemand, dann werden wir respektiert, für voll genommen, angenommen, als Persönlichkeiten betrachtet. Und das stärkt unser Selbstbewusstsein.

Was hat Jesus nun aber deutlich gemacht? Gott nimmt uns von vornherein an, egal wer wir sind, egal was wir können oder leisten. Er anerkennt uns, liebt uns bedingungslos. Er stärkt unser Selbstbewusstsein und unsere Selbstachtung und befreit uns vom Zwang, Erfolge haben zu müssen um uns selbst achten zu können und von anderen als wertvoller betrachtet zu werden. Selbst wenn meine Mitmenschen mich nicht achten, keine Rücksicht auf mich nehmen, mich als unwichtig negieren, dann ist da einer, Gott, der mich bedingungslos liebt und mir dadurch das Gefühl gibt, wertvoll zu sein. Wer an diesen Gott glaubt, der spürt: auch dort, wo mich Menschen nicht mögen, wo ich ausgestoßen, ja ein Aussätziger bin, dort nimmt Gott mich an, sagt Ja zu mir. Unser Glaube an so einen Gott bewirkt Lebensfreude, eine Freude, die die tiefsten Schichten unseres Menschseins, unserer Persönlichkeit erfasst.

Ja, mehr noch: Wer sich selbst trotz seiner Grenzen, seiner Unvollkommenheit, seiner Schwächen, seiner Verfehlungen, als von Gott gewollt anerkennen kann, kann auch andere als von Gott gewollt anerkennen und akzeptieren. Das ist die befreiende Botschaft von Jesus. Wenn wir auf diesem Jesus bauen, dann gelingt unser Leben, dann werden wir von Freude erfüllt. Eine Freude, die aus einer tiefen Vertrauensbeziehung zu Gott entsteht und mich leben lässt.

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